Die Wasserversorgung stellt uns bei der Krisenvorsorge vor die mit größte Herausforderung. Kurze Recherchen verraten, dass der mitteleuropäische Raum zweifelsohne zu den wasserreichsten Orten der Welt zählt, während jedoch nur ein verschwindend geringer Teil der wilden Gewässer Trinkwasser liefert. Dieser Herausforderung zu begegnen, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten, fällt dabei nicht nur schwer, sondern ist darüber hinaus auch oftmals mit hohem Aufwand verbunden. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du dein Wasser mit natürlichen Mitteln in Notsituationen filtern kannst, wie du trinkbare Gewässer erkennen kannst und welcher Wasserfilter der richtige für deine Krisenvorsorge ist.
Wenn man in einem Industrieland wie Deutschland Krisenvorsorge betreiben möchte oder wahlweise auch in stark besiedelten Gebieten lebt, dann stellt einen das Thema der Wasserbevorratung- und Gewinnung vor ganz besondere Herausforderungen. Denn so wichtig trinkbares Wasser auch ist, so knapp ist es in den meisten europäischen Gegenden.
Durch die vorangeschrittene Industrialisierung und die größtenteils agrarwirtschaftlich genutzten Flächen sickern schädliche Stoffe, darunter vor allem auch Nitrate, in unser Grundwasser. Infolgedessen werden Seen, Bäche und viele Quellen verunreinigt und der Konsum des Wassers ist potenziell schädlich.
Warum ist das Trinkwasser so knapp?
Gewässer können durch unterschiedlichste Einflüsse verunreinigt worden sein. Oftmals kommen dabei mehrere Faktoren zusammen, so dass nur selten eine Form der Verunreinigung für die Qualität des Wassers verantwortlich ist. Neben den natürlichen Verunreinigungen kommen vor allem in stark besiedelten, industriell oder agrarwirtschaftlich genutzten Gebieten menschlich bedingte Verunreinigungen zum Tragen, die Krisenvorsorgler vor besondere Herausforderungen stellen.
Wasserverunreinigungen im Überblick:
- Protozonen
Bei Protozonen, auch Urtierchen genannt, handelt es sich kleinste Lebewesen, die als Parasiten leben. - Viren
Auch Viren können sich in Gewässern befinden. Diese können natürlich in Gewässern vorkommen oder über tierische Abfälle (Fäkalien, Federn, usw.) in das Wasser gelangen. - Bakterien
Ähnlich wie bei den Viren kommen Bakterien natürlich in Gewässern vor oder werden über tierische Absonderungen in das Wasser übertragen. - Schwermetalle
Einige der im Wasser enthaltenen Schwermetalle sind für den Körper nützlich (z.B. Eisen, Kupfer, Zink), während andere großen Schaden anrichten können. Zu den schädlichen Schwermetallen zählen unter anderem Bismut, Quecksilber, Nickel und sogar Uran, die in kleinsten Mengen in Gewässern vorkommen können. Insbesondere die schädlichen Schwermetalle finden sich durch die industrielle Verunreinigung der Gewässer (z.B. in Binnengewässern) in vergleichsweise hohe Dosen im Wasser. - Nitrate
Nitrate gehören chemisch betrachtet zu den Salzen und kommen vor allem in landwirtschaftlichen Regionen im Übermaß in den Gewässern vor. Zu einer Nitratbelastung des Grundwassers und nahe gelegener Gewässer kommt es üblicherweise, wenn Ackerflächen häufiger und stärker gedüngt werden als es nötig wäre. Das überschüssige Nitrat sickert in das Grundwasser ab und erreicht und erreicht so die nahegelegenen offenen Gewässer wie Seen, Bäche und Flüsse.
In unseren Breitengraden sind Gewässer zumeist mehrfach belastet. In vielen Seen, Flüssen und Bächen finden bakterielle und chemische Verunreinigungen zusammen. Insbesondere die großen Flüsse wie der Rhein oder die Donau sind hiervon betroffen.
Neben den genannten Verunreinigungen können auch die feinen Fremdkörper auf der Wasseroberfläche gesundheitsbedenklich sein. Reste von Federn und tierische Fäkalien enthalten häufig Viren und Bakterien. Pollen und andere Pflanzenreste können zu allergischen Reaktionen führen oder Toxine enthalten.
Wie erkenne ich trinkbares Wasser?
Wenn du herausfinden möchtest, ob das Gewässer vor dir potenziell trinkbar ist, sollte der erste Blick vom Wasser wegführen. Kanalrohre, die in das Gewässer geleitet werden, landwirtschaftlich genutzte Flächen, die direkt am Wasser angrenzen und auch Straßen sind ein starkes Indiz für verunreinigte Gewässer.
Oftmals lassen sich Verunreinigungen auch an der Wasseroberfläche erkennen. Wenn sich Schaum am Uferrand bildet, solltest du möglichst genau hinsehen. Ein schäumendes Ufer kann zwar insbesondere im Frühjahr auf harmlose Ursachen wie Laub, Pollen, Algen oder Wasserpflanzen zurückzuführen sein, doch manchmal steckt auch eine Verunreinigungen dahinter. Begutachte den Schaum am Uferrand daher immer genau: Wenn er regenbogenfarben schimmert, eine ölige Substanz aufweist, nach Verwesung, Benzin oder anderweitig riecht, solltest du das Wasser nur mithilfe eines passenden Wasserfilters zu dir nehmen.
Eine ölige Substanz und ein schimmernder, bunter Film auf der Wasseroberfläche sind ebenfalls ein eindeutiges Warnzeichen. Oftmals finden sich Verunreinigungen dieser Art an den Anlegestellen von Häfen, selbst wenn dort nur kleine Motorboote anlegen.
Wenn du dich schon jetzt um Trinkwasservorkommen bemühst und wissen möchtest, ob der See in deiner Nähe oder auch das dir zur Verfügung stehende Grundwasser Trinkwasserqualität liefert, bietet sich ein professioneller Wassertest an.
Einen Wassertest kannst du unter anderem bei manchen städtischen Wasserwerken und Universitäten durchführen lassen. Auch Online-Angebote (z.B. wassertest-online.de) stehen hierbei zur Verfügung.
Was passiert, wenn ich verunreinigtes Wasser trinke?
Nach offiziellen Angaben sterben jährlich rund 1,5 Millionen Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser. Die häufigste Ursache für das Versterben der Betroffenen sind bakterielle Verunreinigungen, die zu Krankheiten wie Cholera, Typhus, Hepatitis und zur Legionellen-Pneumonie, bekannter auch als Legionärskrankheit, führen können.
In den allermeisten Fällen führt das Trinken von verunreinigtem Wasser zu Durchfall und Erbrechen, ebenso wie zu starken Magenschmerzen. Durch die Hinzunahme von Medikamenten, oftmals Antibiotika, können die meisten Symptome schnell eingedämmt werden, so dass die Situation für Betroffene in der Regel zwar unangenehm, aber harmlos ist.
Während einer beginnenden oder anhaltenden Krisensituation, in der das Gesundheitssystem teilweise oder gänzlich ausfällt, können diese Symptome schnell lebensbedrohlich sein. Durch die rasche Entwässerung des Körpers können die Symptome schon nach wenigen Stunden zum Tod führen. Vor allem Kinder und Ältere sind hiervon betroffen, aber auch Erwachsene bleiben von den Folgen des Konsums von verunreinigtem Trinkwasser nicht immer verschont.
Wie filtert man Wasser?
Anders als noch vor einigen Jahrzehnten und Jahrhunderten, kann unser an die Moderne angepasster Körper mit vielen natürlichen Verunreinigungen nicht mehr umgehen. Gewässer, die trinkbar aussehen und es theoretisch auch wären, sind es für den modernen Menschen nicht.
Hinzu kommt vor allem in Fluchtsituationen die Gefahr, dass keine sauberen Gewässer zur Verfügung stehen. Dies betrifft vor allem Menschen, die sich in und in der Nähe von urbanen oder agrarwirtschaftlich genutzten Gebieten aufhalten (müssen).
Natürliche Möglichkeiten
Vielleicht hast du schon einmal gesehen, wie Survival-Profis einen eigenen Wasserfilter mit einer alten Wasserflasche, Sand, Erde, Kohle und Gras gebaut haben. Diese handgemachten Wasserfilter mit natürlichen Mitteln funktionieren oftmals sehr gut, allerdings erbringen sie bei Schwermetallen und Chemikalien (z.B. Nitrat) keine Filterleistung. Auch Protozonen, Bakterien und Viren werden nur mäßig und unzuverlässig herausgefiltert.
Ähnlich verhält es sich auch beim Abkochen des Wassers. Hierbei lassen sich Protozonen, Bakterien und Viren zwar abtöten, doch auch bei dieser Vorgehensweise verbleibenden die Schwermetalle und Chemikalien im Wasser.
Wenn du keine andere Wahl hast, als dein Wasser mit natürlichen Mitteln zu filtern, solltest du dein Wasser zunächst mit deinem selbstgebauten Filter filtrieren und es anschließend noch einmal abkochen. Bedenke hierbei aber, dass du keinen Schutz vor Schwermetallen und Nitraten hast!
Der richtige Wasserfilter
Um einen professionellen Wasserfilter kommst du somit nicht herum. Die Gefahr, sich den Magen zu verderben, zu erkranken oder toxische Stoffe zu sich zu nehmen, ist insbesondere in Krisensituationen einfach zu groß, als das es sich lohnen würde dieses Risiko einzugehen.
Chlortabletten
Der Einsatz Chlortabletten ist eine sinnvolle Möglichkeit, wenn man das Wasser von den gröbsten Verunreinigungen säubern möchte. Bakterien, Viren und Protozen können dem Chlor nicht zwar widerstehen, aber auch hier bleiben die allermeisten Schwermetalle im Wasser enthalten.
Chlortabletten sollten nur dann als Wasserfilter verwendet werden, wenn du dein ohnehin schon bestehendes Trinkwasser haltbar machen möchtest oder sicherstellen willst, dass die Kleinstlebewesen wirklich abgestorben sind.
Zudem sind sie aufgrund ihres Packmaßes auch ein guter Begleiter, wenn du deinen Fluchtrucksack planst. Bedenke jedoch, dass der Vorrat an Tabletten mit der Zeit aufgebraucht ist und eine Packung Chlortabletten für gewöhnlich weniger lange hält als mobile Wasserfilter die eine ähnliche Leistung erbringen.
Meines Erachtens überwiegend die Nachteile gegenüber den Vorteilen deutlich. Zwar sollten Chlortabletten bei der Krisenvorsorge vorhanden sein, um das vorhandene Wasser trinkbar zu halten, als Ersatz für einen Wasserfilter sind sie aber hingegen nicht geeignet.
Meine Empfehlung: Viele Internetprodukte können ihr Versprechen nicht halten. Für den Kauf von Chlortabletten würde ich immer die Apotheke aufsuchen.
Mini-Wasserfilter
Mini-Wasserfilter waren, als sie vor einigen Jahren erschienen sind, das Zubehör der Stunde und tatsächlich bringen diese speziellen Wasserfilter unbestreitbare Vorteile mit sich. Durch ihre geringe Größe finden sie sowohl im Fluchtrucksack als auch in der Hosentasche platz. Gleichermaßen verfügen sie über eine enorme Filterleistung und sind oftmals auch mit handelsüblichen PET-Flaschen kompatibel.
Ein Nachteil dieser Wasserfilter liegt ähnlich wie bei selbstgebauten Wasserfiltern in den Filtrationsmöglichkeiten. Mini-Wasserfilter filtern üblicherweise lediglich Protozonen, Viren und Bakterien, jedoch keine Chemikalien und Schwermetalle.
Wenn dein Wasserfilter besonders leicht und mobil sein sollte und in deinem Fluchtrucksack kein Platz mehr für etwas anderes vorhanden ist, dann ist ein solcher Wasserfilter die richtige Wahl für dich.
Solltest du dich für einen Mini-Wasserfilter entscheiden, achte darauf, dass du diesen mit einer handelsüblichen PET-Flasche kombinieren kannst. Wasserfilter wie der Lifestraw* bieten diese Funktion aufgrund ihrer Bauweise leider nicht an.
Meine Empfehlung: Sawyer Mini PointOne Wasserfilter*
Mobile Wasserfilter
Neben den mobilen Mini-Wasserfiltern gibt es mittlerweile auch ein Sortiment von Wasserfiltern, die zwar größer sind, dafür aber weiterhin mobil bleiben und darüber hinaus eine grandiose Filtrationsmöglichkeiten mitbringen. Das wohl prominenteste Beispiel der Grayl Geopress, den es seit einiger Zeit auch als ultraleichte Variante (Grayl Ultrapress*) zu kaufen gibt.
Der Grayl Geopress filtert neben Protozonen, Viren und Bakterien auch Schwermetalle und Chemikalien (z.B. Nitrat) heraus und ist dabei nicht größer als eine handelsübliche Outdoor-Trinkflasche.
Ein zu nennender Nachteil wäre, dass zum Filtern deines Wassers zwingend Zusatzfilter* benötigt werden. Die passenden Wasserfilter sollten also zusätzlich im Fluchtrucksack mitgenommen werden, wobei die Filtrationsleistung seitens des Herstellers mit 250 Litern angegeben wird. Ein einzelner Zusatzfilter sollte dich also über einen längeren Zeitraum durch eine Krisensituation begleiten können.
Meine Top-Empfehlung!
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