Wie bevorratet man rezeptpflichtige Medikamente?

  • Till
  • 9 Minuten Lesezeit

Die Vorbereitung auf Krisensituationen, die uns in Zukunft möglicherweise ereilen können, bringt viele Herausforderungen mit sich. Im in vielen Hinsichten streng reglementierten Europa stellt dabei auch die Bevorratung rezeptpflichtiger Medikamente eine besondere Hürde dar, die sich leider nur selten mit der Inanspruchnahme des Hausarztes lösen lässt. Doch wie bevorratet man rezeptpflichtige Medikamente in der Krisenvorsorge, wenn man kein Rezept bekommt?

Viele Medikamente und Arzneien sind in den letzten Monaten knapp gewesen und teilweise hält die Knappheit auch weiterhin an. Doch zumeist handelt es sich hierbei um Arzneien, die sich notfalls durch altgebräuchliche Hausmittel ersetzen lassen und auf die man nicht zwingend angewiesen ist. Doch wie sieht es mit Medikamenten aus, die man vor allem im Notfall benötigt und die man nicht ohne Weiteres ersetzen kann?

Auf diese Frage habe ich über viele Jahre Antworten gesucht und bis zuletzt keine adäquate Lösung für mich gefunden, bis ich dann vor dem Jahreswechsel auf eine Online-Apotheke aufmerksam gemacht wurde, über die man auch rezeptpflichtige Medikamente bestellen und somit problemlos bevorraten kann.

Rezeptpflichtige Medikamente sind in der Krisenvorsorge untervertreten

In meiner letzten Umfrage, die ich über meinen Telegram-Kanal veröffentlicht habe, habe ich dich um deine Meinung gebeten. Immerhin hat fast die Hälfte (41%) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von sich behauptet, dass die Bevorratung rezeptpflichtiger Medikamente für sie nicht notwendig sei. Eine, wie ich finde, erschreckend hohe Zahl!

Nur 22% haben angegeben, dass sie ihre rezeptpflichtigen Medikamente entweder vom Hausarzt erhalten oder diese aus anderen Quellen beziehen können. 37%, eine ebenfalls erschreckende Zahl, bekommen rezeptpflichtigen Medikamente weder von ihrem Arzt, noch wissen sie anderweitig auf diese zuzugreifen.

In der Krisenvorsorge sind rezeptpflichtige Medikamente untervertreten.
Die Telegram-Umfrage offenbart: Rezeptpflichtige Medikamente sind bei der Krisenvorsorge untervertreten

Ein großes Problem bei der Bevorratung von Medikamenten und mancher Arzneien liegt in der strengen Reglementierung, die wir in Europa und auch andernorts auf der Welt erfahren. Verstehe mich hierbei jedoch bitte nicht falsch. Es ist gut, dass manche Medikamente nur nach Absprache mit einem Arzt erhältlich sind, doch auch diese pharmazeutischen Mittel wollen in Krisensituationen griffbereit sein und können überlebenswichtig sein. Eine schwierig einzuschätzende Situation also.

Wofür benötige ich rezeptpflichtige Medikamente?

Dabei ist die Bevorratung von Arzneien und insbesondere auch von rezeptpflichtigen Medikamenten ein Unterfangen, das schlimmstenfalls Leben retten und Beschwerden bestenfalls lindern kann. Bei bestehenden Vorerkrankungen gilt dies ohnehin, doch auch dann, wenn man kerngesund ist, kann man schnell in eine Situation geraten, in der dich Arzneien und Naturheilmittel allein nicht weiterbringen.

Ein konkretes Beispiel hierfür wäre der Fluchtfall, auf den sich die meisten Krisenvorsorger zurecht besonders ausgiebig vorbereiten. Während man sich auf der Flucht befindet, können einen viele Gefahren ereilen. Hierbei spreche ich nicht etwa von wilden Tieren oder herabstürzenden Ästen, sondern vielmehr von einem rostigen Nagel, der Berührung mit einer giftigen Pflanze, dem Biss einer Zecke und letztlich selbst von einer einfachen bakteriellen oder wahlweise auch viralen Erkältung.

Diese beinahe schon alltäglichen gesundheitlichen Risiken sind in der heutigen Zeit nur selten welche, weil wir problemlos auf Medikamente und Behandlungen zugreifen können, die uns diese Wehwehchen schnell nehmen. Auf einer Flucht bei Wind und Wetter hingegen können einem diese schneller den Garaus machen, als es einem lieb ist.

Ein besonders wichtiges Medikament ist in diesem Zusammenhang das Antibiotikum. Erreger wie die Borreliose oder das Bakterium Clostridium botulinum, das oftmals mit verdorbenen Lebensmitteln und insbesondere schlecht gewordenem Fleisch in Verbindung gebracht wird, lassen sich mit natürlichen Mitteln nicht behandeln. In einer Stresssituation wie der einer ausgemachten Krise, in der dein Körper und deine Psyche ohnehin an seine Grenzen stoßen, hat das Immunsystem merklich weniger Chancen gegen Infektionen wie diese anzukommen, während man sich eben diese Erreger besonders schnell einfangen kann.

Wenn der Hausarzt nicht helfen möchte…

Sowohl auf dieser Internetseite als auch in meinem Buch schreibe ich immer wieder darüber, dass mir viele Fälle bekannt sind, in denen der Hausarzt bei der Bevorratung von Medikamenten nicht helfen kann oder es teilweise auch nicht möchte. Und dieser Eindruck deckt sich mit der letzten Umfrage, in der 37% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kundgetan haben, dass sie die benötigten Medikamente nicht auf Vorrat verschrieben bekommen.

Eine Möglichkeit läge natürlich in der Wechsel des Arztes, und sei es auch nur für den Erhalt des Rezeptes. Eine andere Möglichkeit liegt in der Wahl zu Online-Apotheken, wie es sie mittlerweile viele in Deutschland und auch Österreich gibt. Viele dieser Online-Portale haben sich regelrecht darauf spezialisiert, viele rezeptpflichtige Medikamente zu vertreiben und die Rechtsbarkeit über die Ausstellung von Online-Rezepten zu umgehen.

Online-Apotheken als letzte Wahl?

Dabei sollte man bei der Wahl zur Online-Apotheke zunächst einmal vorsichtig sein und die Erfahrungen der Kundinnen und Kunden solcher Angebote vorab genau überprüfen. Für diesen Artikel habe ich einmal den Selbstversuch gewagt und das Antibiotikum Doxycyclin bestellt.

Doxycyclin ist ein weit verbreitetes und bei Ärzten besonders beliebtes Antibiotikum.
Doxycyclin ist ein weit verbreitetes und bei Ärzten besonders beliebtes Antibiotikum.

Doxycyclin ist ein besonders populäres Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline. Verwendet wird es für bakterielle Infektionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (akute Bronchitis, Nasennebenhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen und manche Lungenentzündungen), bei Infektionen der Harnröhre und den Geschlechtsorganen, bei Magen-Darm-Infektionen, Augenbindehautentzündungen sowie Borrelien. Damit deckt das Medikament weiteste Teile der für die Krisenvorsorge notwendigen gesundheitlichen Aspekte ab.

Wie läuft die Bestellung ab?

Bei der Wahl meiner Online-Apotheke habe ich zunächst nach Rezensionen geschaut, um die Seriosität des Anbieters und seiner Angebote besser einschätzen zu können. Die Versandapotheke Deutsche Medz kam mit einer durchschnittlichen Bewertung (3,7 von 5 Sternen) besonders “gut” weg, doch auf der Bewertungsplattform TrustPilot begegnen einem dabei sowohl zu DeutscheMedz als auch zu anderen Versandapotheken immer wieder dieselben Probleme: Ein schlechter Kundenservice oder fehlende Sprachkenntnisse, lange Lieferzeiten und insbesondere auch die Lieferung falscher Medikamente, Wirkstoffe oder Dosen.

Wenn man von einem solchen Angebot Gebrauch machen möchte, muss man sich also unweigerlich darauf einstellen, dass die gewünschten Medikamente eventuell nicht, zu spät oder in einer anderen Form als der erwarteten eintreffen.

Das Online-Rezept

Versandapotheken, die sich auf den Versand rezeptpflichtiger Medikamente spezialisiert haben, bedienen sich üblicherweise eines einfachen Tricks, nämlich dem Online-Rezept oder auch E-Rezept. Ein solches Rezept lässt sich vom Arzt elektronisch empfangen und einlösen, doch bei DeutscheMedz und anderen Versandapotheken wird lediglich eine Anamnese verlangt. Begründet werden kann dieses Unterfangen so, dass die Versandapotheken davon ausgehen, dass du dich alsbald auf Reisen befinden wirst und die bestellten Medikamente lediglich für die Reisemedizin benötigst.

Im konkreten Fall des von mir bestellten Doxycyclin reicht es beispielsweise vollkommen aus, wenn man ein Reiseziel angibt, in dem Malaria als Krankheit verbreitet ist und dass das Antibiotikum keine geeignete Therapie gegen Malaria ist, sondern lediglich ein anerkanntes Präventionsmittel.

Rezeptpflichtige Medikamente lassen sich einfach bestellen.
Ob ich tatsächlich nach Paraguay fahren werde? Man weiß es nicht.

Nach dem Ausfüllen weiterer Fragen zum Gewicht, der Größe, dem Alter, Vorerkrankungen und anderen Angaben muss man zum Schluss noch einmal bestätigen, dass man wahrheitsgemäß antwortet, den Hausarzt über die Bestellung informieren und den Beipackzettel des Medikaments lesen wird.

Die Bestellung – Lieferzeiten und Paketannahme

Bei meiner Bestellung wurde von DeutscheMedz eine Lieferzeit von rund vier Werktagen angegeben, doch schon nach dem Erhalt der Sendungsverfolgungsnummer wusste ich, dass ich mich noch länger gedulden muss. Das von mir bestellte Doxycyclin wurde als in Dublin befindlich angezeigt und offenbar handelt es sich bei meiner Bestellung mitnichten um einen Einzelfall.

In den einschlägigen Bewertungsportalen, insbesondere bei TrustPilot, schreiben Kundinnen und Kunden der betreffenden Versandapotheken oft von Lieferzeiten bis zu 30 Tagen und teils auch mehr. Wenn du also darüber nachdenkst, eine solche Apotheke in Anspruch zu nehmen, brauchst du vor allem Ruhe, Zeit und Geduld.

Die Verpackungen kamen zerknittert und zerbeult - Die Medikamente scheinen aber wohlauf zu sein.
Die Verpackungen kamen zerknittert und zerbeult – Die Medikamente scheinen aber wohlauf zu sein.

Nach rund zweieinhalb Wochen konnte ich das Paket, welches in der Zwischenzeit von Dublin über Frankreich zu mir gereist ist, habe ich endlich in Empfang nehmen können und war sogleich überrascht. Statt eines Kartons bekam ich mein Doxycyclin in einer Art Verpackungswurst, bestehend aus Luftpolsterfolie und Paketklebeband, geliefert.

Dass diese Art und Weise des Verpackens nicht die beste ist, offenbarte sich dann beim Öffnen der Medikamente. Die Verpackung des Doxycyclin kam zwar ohne Risse daher, doch man kann an den Zerknitterungen gut erkennen, dass die Medikamente immer wieder unter einem vergleichsweise hohen Druck gestanden haben und die Tabletten augenscheinlich auch zerbrochen sind.

Das Paket – Ist alles glatt gelaufen?

Schlussendlich ist aber alles glatt gelaufen und ich kann die Bewertungen anderer Kunden für mich glücklicherweise nicht bestätigen. Die bestellten Mengen, Wirkstoffe und Dosen wurden einwandfrei geliefert und unabhängig von der zerknitterten Verpackung lassen sich keine Schäden am Antibiotikum oder dem Blister erkennen.

Ob ich eine solche Versandapotheke noch einmal bemühen würde, kann ich abschließend nicht sagen. Einerseits ist diese Möglichkeit zum Erhalt rezeptpflichtiger Medikamente für die Krisenvorsorge eine solide Wahl, andererseits bleibt in Anbetracht anderer Kundenrezensionen aber eine gewisse Skepsis, die sich sowohl auf die Lieferung als auch auf die bestellten Medikamente beziehen.

Welche Medikamente sollten bevorratet werden?

Rezeptpflichtige Medikamente sind unter Umständen zwar wichtig, aber eben nicht alles. Neben diesen solltest du in deiner Krisenvorsorge auch eine Reihe von Arzneien bevorraten, die dir das Leben bei geringfügigen Erkrankungen leichter machen können.

  • Desinfektionsmittel
    Desinfektionsmittel ist zwar weder Medikament noch Arznei, doch es kann die Notwendigkeit der Einnahme solcher verhindern, in Infektionen an offenen Wunden schon vor dem Eintreten in den Körper vermieden werden. Sicherlich benötigt man, anders es es uns die Werbung suggerieren möchte, nicht für alles Desinfektionsmittel, doch vor allem dann, wenn kein Arzt griffbereit ist, ist sicher immer sicher.
  • Antihistaminika
    Antihistaminika wie Cetirizin 10mg sind ein rezeptfrei erhältliches Medikament, das Histamine blockiert und allergische Reaktionen eingrenzen kann. Histamin ist ein natürlich vorkommendes Hormon, das sich unter anderem in vielen frischen pflanzlichen und insbesondere auch in verdorbenen tierischen Lebensmitteln befindet. Im menschlichen Körper wird es in besonders großen Mengen bei einem anaphylaktischen Schock ausgeschüttet und kann vom Körper oftmals schnell genug abgebaut werden. In der Folge kommt es zu Atemnot, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen.
  • Ibuprofen, Novalgin und andere Schmerzmittel
    Rezeptfreie Schmerzmittel gehören nicht nur zu einer gut sortierten Hausapotheke, sondern auch zu einer soliden Krisenvorsorge. Ein abgebrochener Zahn, Karies, eine Zahnfleischentzündung oder eine einfache Migräne können die in Krisenfällen ohnehin schon schlimme Situation zu einer unerträglichen Situation werden lassen. Zudem wirken Mittel wie Ibuprofen fiebersenkend und können so die Symptome bei grippalen Infekten, Erkältungen, Lebensmittelvergiftungen und anderen Infektionen lindern.
  • Aktivkohle
    Die Verwendung von Aktivkohle hat Licht und Schatten. Darauf werde ich in meinem nächsten Artikel noch einmal näher eingehen. Letztlich aber kann Aktivkohle dabei helfen, das Erbrechen und den Durchfall bei Lebensmittelvergiftungen auf ein vertretbares Maß einzudämmen und die Magenschleimhaut zu beruhigen. Zudem kann Aktivkohle mit Wasser vermengt zeitweise auch als Ersatz für Zahnpasta herhalten.
  • Salben
    Bedenke bei der Bevorratung deiner Medikamente auch Salben. Voltaren kann dir im höheren Alter oder bei anhaltender Unsportlichkeit das Leben erleichtern, Cortison kann die Wundheilung unterstützen und arzneiische Wirkstoffe wie Calendula oder Kamille werden dir bei kleinen Wehwehchen helfen.

Bei den rezeptpflichtigen Medikamenten solltest du zunächst auf bestehende Vorerkrankungen achten und die benötigten Medikamente bestmöglich bevorraten. Anschließend kannst du über deine Medikation hinausgehen und Medikamente wie Antibiotika und andere in deine Krisenvorsorge mit aufnehmen.

Bleibe bei der Bevorratung rezeptpflichtiger Medikamente aber bitte stets vernünftig! Viele rezeptpflichtige Medikamente können Wechselwirkungen mit anderen, teils auch freiverkäuflichen Medikamenten und Arzneien haben und nicht alle Medikamente sind für alle Menschen gedacht. Sprich also immer mit deinem Arzt, noch bevor du dir rezeptpflichtige Medikamente bestellst oder diese anderweitig organisieren möchtest!

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