Fluchtrucksack & Co: Wie plant man die eigene Flucht?

  • Till
  • 9 Minuten Lesezeit

Wie man seinen Fluchtrucksack richtig packt, darüber kann man im Internet viele Informationen finden, doch wie geht es in einer Fluchtsituation weiter? Wohin soll man gehen, wenn die Infrastruktur zusammenbricht und welche Folgen haben falsche Entscheidungen für das eigene Leben und Überleben?

Der Fluchtrucksack gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Aspekten der mobilen Krisenvorsorge. Dabei ist er aber bei Weitem nicht das einzige Element, das für den Erfolg oder Misserfolg im Fluchtfall verantwortlich sein kann. Neben ihm sollte auch das Fluchtfahrzeug bedacht, Routen geplant und potenzielle Verstecke ausgekundschaftet werden. Wie das geht verrate ich dir in diesem Artikel.

Fluchtrucksack

Der Fluchtrucksack gehört zu den elementarsten Elementen bei der Planung der eigenen Flucht im Falle von Krisensituationen. Umso wichtiger ist es, dass der Fluchtrucksack mit bedacht gepackt und die einzelnen Ausrüstungsgegenstände sinnvoll ausgewählt werden.

Fluchtrucksack-Packliste: Das gehört in deinen Fluchtrucksack

Bevor du damit beginnst, deinen Fluchtrucksack mit allerlei Krempel voll zu stopfen, solltest du dir zunächst Gedanken darum machen, welche Ausrüstungsgegenstände wirklich von Nöten sind. Das Abwägen zwischen den nützlichen und weniger nützlichen Gegenständen kann besonders schwerfallen, denn vieles kann notwendig erscheinen, auch wenn es nicht notwendig ist – und umgekehrt.

Dennoch ist es entscheidend darauf zu achten, dass man seinen Fluchtrucksack mit einer Minimalausrüstung plant und lediglich die wichtigsten Dokumente mit sich führt. Bedenke immer, dass du das Gewicht des Fluchtrucksacks mitsamt seines Inhalts im schlimmsten Fall über viele Kilometer und Tage hinweg tragen musst. Rücken- und Schulterschmerzen, aber auch eine erschlaffende Beinmuskulatur, sind das Letzte, das du dir in einer solchen Situation zumuten willst.

Um optimal zu planen, solltest du dir nicht nur eine Packliste zusammenstellen oder die nachfolgende Packliste nutzen. Setze dir zusätzlich ein persönliches Zielgewicht, mit dem du beim Tragen und Heben deines Fluchtrucksacks gut zurechtkommst. Beachte dabei, dass dein Fluchtrucksack maximal 20% deines Körpergewichts einnehmen, sich aber in jedem Fall bequem anfühlen sollte. Gegebenenfalls kann dein individuelles Maximalgewicht aber auch weit unter dieser Grenze liegen, wenn du beispielsweise eher untrainiert bist.

Fluchtrucksack-Packliste

  1. Regenschutzhülle (Rucksack)
  2. Wasserdichter Poncho
  3. Wechselkleidung (1x Socken, 1x Unterhose, 1x T-Shirt, 1x Pullover)
  4. Jacke (diese kannst du dir auch einfach umbinden oder über den Rucksack hängen, um Platz zu sparen)
  5. Notkocher*
  6. Topf
  7. Besteck (im besten Fall ein Göffel*)
  8. Erste-Hilfe-Set
  9. Hygiene-Kit (Zahnbürste, Zahnpasta, Waschlappen, Seife)
  10. Karte deiner Region!
  11. Multifunktionswerkzeug (Victorinox* oder Leatherman)
  12. Taschenlampe* (hier kannst du Gewicht sparen!)
  13. Knicklichter (Groß, 2x)
  14. Isomatte*
  15. Tarp*, Zelt, Hängematte oder Kombination*
  16. Medikamente (falls notwendig)
  17. Wichtige Dokumente (Reisepass, Personalausweis, Führerschein, Geburtsurkunde, usw.)
  18. Bargeld

Welcher Rucksack eignet sich am besten?

Welcher Rucksack sich am besten eignet, lässt sich nur herausfinden, indem du die unterschiedlichen Modelle testest. Achte beim Kauf deines Fluchtrucksacks auf ein gut gepolstertes Tragesystem, das sowohl deinen Rücken als auch deine Schultern schont. Einen Rucksack ohne Beckenflossen solltest du hierbei in jedem Fall meiden.

Zudem sollte dein Fluchtrucksack robust sein, weshalb viele Krisenvorsorgler auf die militärischen Modelle zurückgreifen und ihren Rucksack von Firmen wie Wisport oder Savotta beziehen. Diese Unternehmen sind nicht nur auf robuste Produkte spezialisiert, sondern beliefern häufig auch die Militärs der unterschiedlichsten Länder: Rucksacke von Wisport findet man zum Beispiel bei beim schwedischen und polnischen Militär ebenso wie bei Spezialeinheiten der Bundeswehr.

Auch wenn die Modelle vieler Hersteller enorm gut sind, habe ich mich über die Jahre hinweg zunehmend mit Wisport angefreundet. Die Rucksäcke des Unternehmens lassen sich im mittelpreisigen Segment finden und haben mich über die vielen Jahre meiner Outdoor-Abenteuer zuverlässig begleitet, weshalb ich mittlerweile gleich mehrere Rucksäcke in unterschiedlichen Größen von Wisport mein Eigen nenne.

Als Fluchtrucksack eignet sich hierbei nach meiner Erfahrung besonders der Wisport ZipperFox 45l*, der einen großen Stauraum bietet und sowohl von oben als auch von vorne gepackt werden kann. Ob dieser Rucksack aber auch zu dir passt und von dir ebenso als komfortabel empfunden wird, kannst nur du für dich herausfinden.

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Fluchtplan

Jetzt, da du deinen Fluchtrucksack gepackt hast, kann es in den nächsten Schritt übergehen, denn es bleiben trotz der bereits erledigten Vorbereitungen wichtige Fragen offen: Wo möchtest du im Fluchtfall hingehen, wie willst du dort hinkommen und wie findest du einen diskreten Unterschlupf?

Auch wenn sich im Fluchtfall plötzlich vieles anders darstellen kann, ist es der Fluchtplan unerlässlich. Ohne ihn läufst du buchstäblich ins Blinde und triffst gegebenenfalls Entscheidungen, die das Leben und Überleben empfindlich beschneiden könnten.

Die Wahl des Fluchtfahrzeugs

Bevor du mit dich mit der Suche nach Versteckmöglichkeiten beschäftigst, solltest du die Wahl deines Fluchtfahrzeuges bedenken. Natürlich ist es möglich, den Fluchtfall zu Fuß, mit dem Fahrrad, deinem Roller, einem Motorrad oder dem Auto zu planen, wobei die verschiedenen Möglichkeiten wie immer im Leben auch Vor- und Nachteile bieten.

Grundsätzlich ist es ratsam, die Flucht zu Fuß immer in deine Fluchtplanung einzukalkulieren, denn in einigen Fluchtszenarien ist die Flucht mit einem Vehikel nur in Maßen sinnvoll. Im Kriegsfall ist es zum Beispiel äußerst wahrscheinlich, dass die Straßen weitgehend verstopft sein werden, weil Menschen mit ihren Fahrzeugen vor der sich nähernden Front fliehen.

Auch deine direkte Umgebung, also dein Wohnort, sollten bei der Wahl des richtigen Fluchtfahrzeugs berücksichtigt werden. In ländlichen Regionen kann es beispielsweise am sinnvollsten sein, das Fahrrad oder einen Roller in die Fluchtpläne zu integrieren, während eine Flucht zu Fuß insbesondere in städtischen Gebieten sinnvoll sein kann.

Laufen

Die meisten Krisenvorsorgler planen den Fluchtfall zu Fuß und diese Vorgehensweise macht auch durchaus Sinn, denn auch wenn du über den Fußweg wesentlich langsamer bist, bleibst du maximal flexibel und hast die Möglichkeit zwischen Fußwegen, Straßen, Feldwegen und anderen Wegetypen zu wählen. Außerdem kannst du problemlos Zäune überwinden und enge Spalte zu passieren, was sich vor allem in städtischen Gebieten enorm auszahlen kann.

Wie bereits erwähnt solltest du deine Fluchtplanung immer und ausnahmslos auch zu Fuß bewältigen können, auch wenn du primär auf ein Fluchtfahrzeug setzt.

Vorteile

  • Du bist bei der Wahl der Route besonders flexibel
  • Zäune und Spalte sind geringere Hürden
  • Der Fußweg ist leiser und diskreter

Nachteile

  • Strecken werden nur langsam zurückgelegt
  • Hoher Energiebedarf
  • Gesundheit vorausgesetzt

Fahrrad

Im ersten Moment mag es sich vielleicht befremdlich anhören, aber auch das Fahrrad kann sich als Fluchtfahrzeug anbieten. Insbesondere in ländlichen Gegenden, in denen es mehr Fahrradwege als Straßen gibt oder in denen Fahrradwege vorrangig durch naturbelassene und abgelegene Gebiete führen.

Das Fahrrad bietet aber auch deshalb Vorteile, weil du neben deinem Fluchtrucksack auch weitere Ausrüstungsgegenstände in Fahrradtaschen ohne nennenswerte Zusatzbelastung mitführen kannst. So lässt sich die eigene Komfortzone wesentlich erhöhen.

Wenn du dich für die Flucht mit dem Fahrrad entscheidest, solltest du aber nicht nur die Vorteile bedenken, sondern insbesondere auch die möglichen Nachteile berücksichtigen. Um der Flucht mit dem Fahrrad ein schnelles Ende zu setzen, benötigt es nicht viel. Es reicht vollkommen aus, wenn die Schläuche deiner Reifen reißen, die Kugellager der Räder brechen oder Gangschaltung einen Defekt aufweist.

Aus eben diesen Gründen solltest du deine Flucht jederzeit zu Fuß mit dem aller Nötigsten fortsetzen können und auch einfache Fertigkeiten wie das Wechseln beziehungsweise Flicken der Schläuche oder das Reparieren der Fahrradkette sollten in jedem Fall vorhanden sein.

Vorteile

  • Du bist deutlich schneller als zu Fuß
  • Dein Gepäck lässt sich großzügig erweitern
  • Die Komfortzone ist unter Umständen erhöht

Nachteile

  • Ersatzteile sind gegebenenfalls nicht zu organisieren
  • Mechanische Fähigkeiten sollten vorhanden sein

Auto

Der ein oder andere Krisenvorsorgler plant seine Flucht mit dem Auto. Neben der Geschwindigkeit liegt der größte Vorteil wohl in der Mitnahme üppiger Vorräte und schwerer Ausrüstungsgegenstände. Einen Solargenerator, ein Solarpanel und sonstige Elektrik finden problemlos Platz in einem Auto und müssen nicht mehr selbst getragen werden.

Andererseits haben Autos auch enorme Nachteile. So benötigst du fortlaufend Treibstoff und bist auf ein befahrbares Straßensystem angewiesen. Bei verstopften Straßen (Massenflucht) und überfüllten Tankstellen, aber natürlich auch bei Defekten, kann die Flucht schnell ein Ende haben. Zudem sind Autos, aber auch alle anderen Fahrzeuge mit Motor, laut und können die Flucht dadurch deutlich erschweren.

Auch hier gilt, dass grundlegende mechanische Fertigkeiten vorhanden sein sollten, damit du zumindest die gröbsten Reparaturen notfalls selbst erledigen kannst. Vergiss hierbei auch das Werkzeug nicht. Dasselbe gilt – ebenfalls – auch für alle anderen motorisierten Fahrzeuge wie Rollern oder Motorrädern.

Vorteile

  • Besonders schnell bei befahrbaren Straßen
  • Großzügiger Stauraum

Nachteile

  • Hohe Lautstärke durch Motoren
  • Du bist auf Treibstoff angewiesen
  • Ersatzteile sind gegebenenfalls nicht zu organisieren
  • Mechanische Fähigkeiten sollten vorhanden sein

Die Planung der richtigen Fluchtrouten

Wenn du dich für die Art der Mobilität im Fluchtfall entschieden hast, solltest du damit beginnen mögliche Fluchtrouten auszukundschaften. Hierbei kannst du zwar Kartendienste wie Google Maps verwenden, allerdings solltest die von dir vorausgewählten Routen immer selbst gefahren oder gegangen sein, um sicherzugehen, dass die Mobilität auf den Wegen möglich ist.

Aus diesem Grund möchte ich dir ebenfalls empfehlen, deine potenziellen Fluchtrouten nicht nur einmalig, sondern Monat für Monat neu zu erkunden, denn insbesondere Baustellen und die allgemeine Veränderung der Wegenetze können dir schnell einen Strich durch die Rechnung machen und dich im Fluchtfall böse überraschen. Stelle die Aktualität deiner Fluchtrouten also regelmäßig sicher.

Besonders wichtig ist natürlich auch die sorgfältige Planung bei der Umgehung hochfrequentierter Gebiete. Meide Hauptstraßen und Autobahnen ebenso wie öffentliche Plätze (Marktplätze, Bahnhöfe, usw.) und stecke deine Route möglichst abseits dieser Orte fest. Nutze kleine Gassen, Friedhöfe und kleine Wäldchen, um möglichst unentdeckt zu deinem Ziel zu gelangen.

Der Fluchtrucksack ist das eine. Ebenso wichtig ist aber auch eine gute Planung.
Auch wenn dieser Wald riesengroß und abgelegen aussieht, ist er es nicht. / Quelle: Google Maps

Achte außerdem darauf, dass du deinen Zielort mit Bedacht auswählst und ebenfalls regelmäßig anfährst. Auf diesem Bild kannst du beispielsweise einen recht großen Wald erkennen, der für Berliner Verhältnisse recht abgelegen aussieht und theoretisch als potenzielles Fluchtversteck genutzt werden kann. Bei genauerer Betrachtung aber wird dir auffallen, dass der Wald ein eng geflochtenes Wegenetz aufweist, das keine Versteckmöglichkeiten zulässt.

Auch hier gilt, dass sich dein Fluchtversteck an einem möglichst abgelegenen Ort befinden sollte. Dabei ist “abgelegen” ein recht weiträumiger Begriff, denn theoretisch kann auch das Dach eines Hochhauses, eine Insel auf dem See oder ein verlassenes Industriegelände insoweit abgelegen sein, dass gute Versteckmöglichkeiten gegeben sind.

Ebenso berücksichtigen solltest du, dass du vielleicht nicht die erste Person bist, der auf die Idee kommt an dem vorausgewählten Ort Quartier aufzuschlagen. Suche also nicht nur nach einem Fluchtversteck, sondern im besten Fall nach mehreren, die sich in unterschiedlichen Distanzen zu deinem Zuhause befinden. So sorgst du für breitgefächerte Möglichkeiten.

Wenn ein Krisenfall eintritt, bei dem die Flucht ziellos verläuft (z.B. bei einer sich nähernden Front, bei Seuchen und vergleichbar ausbreitenden Ereignissen), ist es hingegen notwendig immer neue Verstecke suchen zu müssen, die dir einen vorübergehenden Unterschlupf gewähren. Bei der Suche nach solchen Verstecken ist eine Karte der Region – im besten Fall aber natürlich auch überregional – unerlässlich.

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